Die Wahrheit, meist in Gestalt der so genannten objektiven Realität bzw. einer objektiven Wahrheit, war ein Kernbegriff der Philosophie des Marxismus-Leninismus, der alles beherrschenden politischen Ideologie der SED. Die Frage nach der Wahrheit bestimmte direkt oder indirekt den Alltag in der DDR und aller ihrer Bürger.
Eine der Grundannahmen respektive grundsätzlichen Behauptungen des Marxismus-Leninismus war die, dass es jeweils eine spezifische, gewissermaßen einzige Wahrheit gäbe. Dies bezog sich nicht unbedingt analog zu den monotheistischen Weltreligionen ("es gibt einen Gott") auf eine einzige, alles erklärende Tatsache, obwohl der Marxismus-Leninismus unbestreitbar auch religiöse Züge trug.
Vielmehr lag die Ursache im Standpunkt Marx', Engels' und Lenins, dass die Welt grundsätzlich erkennbar sei - und zwar sowohl hinsichtlich der Naturgesetze als auch der Gesetze der Gesellschaftsentwicklung. Vereinfacht beinhaltete dies die Schlussfolgerung, dass es auf alle Fragen nach der Natur der Dinge eine Antwort gäbe, die ggf. komplex ausfiele oder noch nicht gefunden sei, aber mit Gewissheit dem menschlichen Geist (dem Bewusstsein) zugänglich.
Bemüht man den Vergleich mit den Religionen, so hatte diese Fixierung auf eine Wahrheit außerhalb des Bewusstseins, also z.B. als unabhängig von der menschlichen Erkenntnis existierende Eigenschaft der Materie vielleicht die größte Ähnlichkeit mit der Frage nach dem Wesen Gottes.
-- bitte nicht unmittelbar verändern, wird gleich fortgesetzt --
Stichworte:
- Psychologie als Problemwissenschaft
- PRAWDA
- Wahrheit in der Volksbildung und die Folgen
- Zitat Wörterbuch der M/L-Philosophie.
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