Kurt Hager gab der westdeutschen Illustrierten "stern" angeblich am 20. März 1987 ein Interview, in Wirklichkeit hatten die Fragen und die schriftlich ausformulierten Antworten schon am 18. März dem Politbüro der SED vorgelegen und wurden dann nach ihrer "Absegnung" übermittelt.
Es handelte sich also indirekt um die Meinung des Politbüros, als Hager meinte:
"Würden Sie, nebenbei gesagt, wenn Ihr Nachbar seine Wohnung tapeziert, sich verpflichtet fühlen, Ihre Wohnung ebenfalls neu zu tapezieren?"
Das vermeintliche Interview erschien am 9. April im "stern", am folgenden Tag auch im Neuen Deutschland und war für viele DDR-Bürger, die sich politische Erleichterungen durch Gorbatschows Perestroika ? erhofften, eine große Enttäuschung.
Das Zitat brachte Hager später den despektierlichen Spitznamen "Tapeten-Kutte" ein.
Hagers Äußerung ließ mehrere Schlüsse zu:
- Gorbatschows Reformen seien nur ein "Tapetenwechsel";
- die DDR betrachtet die Sowjetunion nur mehr als "Nachbarn", also eher gleichberechtigt denn als Macht, die den politischen Kurs bestimmt;
- eine Perestroika ? nach sowjetischem Vorbild käme nicht in Frage.
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