Protokollstrecke

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Die Protokollstrecken waren in Berlin (sowie mglw. auch in Leipzig) die festgelegten Fahrtrouten der PKW-Konvois der DDR-Führung sowie von ausländischen Staatsgästen: In den meisten Fällen war damit die Fahrtstrecke zwischen der Waldsiedlung Wandlitz und den Dienstsitzen in Berlin-Mitte gemeint.

Die typische Fahrtroute der von vielen Volvos gekennzeichneten Wagenkolonne, mit der Erich Honecker und andere Politbüromitglieder zwischen Berlin-Mitte und Wandlitz pendelten, lief innerstädtisch über
  • Greifswalder Straße
  • Klement-Gottwald-Allee (später in "Berliner Allee" umbenannt)
  • Malchow
und der F 2 folgend bis zum Abzweig Bernau/Schwanebeck, von wo aus die Autobahn benutzt wurde. Diese Protokollstrecke wurde vom MfS besonders gesichert, und das Herannahen des Generalsekretärs kündigte sich durch massive Sperrungen an, was im Berufsverkehr besonders unangenehm wirkte. Eine gewisse Rationalisierung und Einsparung von MfS- und VP-Personal an der Strecke nach Wandlitz ergab sich durch die -heute verschwundenen- grauen Schaltkästen, an denen mit dem nötigen Schlüssel die Ampelschaltungen manuell gesteuert werden konnten.

  • Protokollstrecke Flughafen Schönefeld - Berlin-Mitte:
Diese Route wurde von der SED-Führung und ihren Staatsgästen zum und vom Flughafen Schönefeld benutzt. Sie unterlag einer etwas lockereren Überwachung durch das MfS als diejenige nach Wandlitz. Sie führte vom Flughafen über die in den 70er Jahren vierspurig ausgebaute Schnellstraße an Altglienicke vorbei über
  • Autobahnzubringer/Abzweig Grünau (mit Anschluss ans Schönefelder Kreuz)
  • Adlergestell
  • Köpenicker Landstraße
  • Bulgarische Straße/Puschkinallee bzw. Am Treptower Park
  • Elsenbrücke
  • Stralauer Allee/Mühlenstraße/Holzmarktstraße
und dann entweder zum Regierungssitz am Molkenmarkt oder nach links über die Gertraudenbrücke zum Gebäude des ZK oder anderen Regierungsbauten.


Die Protokollstrecken wurden vom MfS mit hohem Personaleinsatz und unter Mitwirkung verschiedener Diensteinheiten "gesichert". Vor allem das Wachregiment Feliks Dzierzynski ? und die MfS-Hauptabteilung Personenschutz (HA PS) waren damit beschäftigt, die Strecken zu kontrollieren, teils auch zu säubern und auf "verdächtige Veränderungen" zu achten.

Der Sitz der HA PS lag nicht zufällig in Berlin-Weißensee an der Protokollstrecke nach Wandlitz (Ecke Liebermannstraße, nach 1990 Bezirksamt/Rathaus Weißensee). Von hier schwärmten allmorgendlich die MfS-Angehörigen der unteren Dienstgrade in den ASV-Trainingsanzügen aus, um ihren "Frühsport" zu absolvieren, der v.a. im Absammeln von Abfall von der Strecke bis zur Autobahn bestand. Zu den weiter entfernteren Abschnitten wurden sie im Mannschaftswagen gebracht und später wieder abgeholt.

Auch an der Protokollstrecke zum Flughafen Schönefeld bzw. in deren Nähe fanden sich zahlreiche Objekte der Staatssicherheit und anderer "bewaffneter Organe" (z.B. der Sitz der HA I in der Schnellerstraße und in den 80er Jahren das großzügig ausgebaute VP-Revier an der Bulgarischen Straße).

Die Überwachung der Protokollstrecken wurde komplettiert durch die IM-Gruppe "Richard" der HA PS (Abt. XI). Sie bestand aus Anwohnern der Strecken und lieferte Informationen über "verdächtige Bewegungen" sowie Stimmungsberichte und Spitzelinformationen aller Art - nicht nur über den Schutz der Protokollstrecke betreffende Fragen.


Siehe auch:






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